Und das sage ich, als katholischer Priester
Ja, das sehe ich so! Auch als katholischer Priester! Aber kann ich so etwas sagen? Muss ich mich nicht eher dafür einsetzen, dass die Bibel das wichtigste Buch ist?
Nun ja, nein! Das Grundgesetz ist für uns alle so wichtig, weil es Leben möglich macht. Wir haben Rechte und Freiheiten auf der einen Seite und Pflichten auf der anderen Seite. Sie alle dienen dazu, es dem einzelnen möglich zu machen, sich zu entfalten und Bedingungen zu schaffen, die genau dies ermöglichen und erhalten. Wenn ich frei an Versammlungen teilnehmen kann, meine Meinung äußern kann, mich mit anderen zusammenschließen, einen Beruf erlernen und ein Gewerbe ausüben oder meine Religion wählen kann und außerdem vor Ausbürgerung und Auslieferung geschützt bin und mich um Bundegebiet frei bewegen kann, dann halte ich das für etwas sehr Wertvolles. Ebenso brauchen wir die Pflicht zum Schulbesuch, Steuern zu zahlen, den Gehorsam gegenüber Gesetzen, die Wehrpflicht oder die Dienstpflicht im Verteidigungsfall. Wenn wir uns dies alles wegdenken, ist unsere Gesellschaft deutlich ärmer, unser Wohlstand gefährdet und eben die freie Entfaltung der Person nicht möglich. Leben, vor allem gutes Leben über die bloße Existenz hinaus, ist nicht möglich. Ich glaube, dass das den Vätern und Müttern des Grundgesetzes klar war.
Genau dies entspricht Gottes Wunsch und Willen für uns Menschen, nämlich dass unser Leben gelingen soll. Dafür können wir etwas tun und dazu brauchen wir die Voraussetzungen und dafür brauchen wir auch ein Bewusstsein, das zu einer Haltung werden kann.
„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen …“, so beginnt die Präambel des Grundgesetztes.
Dieser Beginn macht deutlich, wem wir stets verpflichtet sind, den Menschen und eben auch Gott. Ich finde es bemerkenswert, dass er – Gott – ausdrücklich genannt und für das dann Folgende nicht ausgeschlossen ist. Das weitet den Horizont der Überlegungen für das Wohl des Menschen erheblich. Dieses Bewusstsein weist nämlich über den Irdischen Bezug hinaus in einen Überirdischen. Dies macht – so denke und hoffe ich – vor allem Demütig. Politischer Übermut kann und soll (!) dadurch begrenzt werden.
Dies halte ich für die Basis des nächsten zentralen Satzes. „Die Würde den Menschen ist unantastbar.“, so beginnt der erste Artikel. Alles andere folgt daraus. Dieser Satz ist der Maßstab für alle weitere Gesetzgebung und alle weitere gesellschaftlichen Entwicklungen. Alle weiteren Artikel des Grundgesetzes und ihre Inhalte beziehen sich darauf und daran ist alle Politik und jedes Gesetzeswerk und alle Verordnungen zu messen. Daran misst sich jedoch auch das Wirken andere Akteure unserer Gesellschaft, seien es die in der Wirtschaft, in den Sozialsystemen und eben auch in den Religionsgemeinschaften. Ich halte es für ausgeschlossen, dass eine Religionsgemeinschaft dies nicht anerkennt, sie schließt sich aus einem so geprägten Rahmen für ein gelingenden Leben des Menschen aus.
Eine heilige Schrift – egal welche – kommt wohl erst dann zur Entfaltung und bringt ihre Wahrheit, Klugheit, Weisheit und auch Schönheit zum Ausdruck, wenn sie sich zurücknimmt beziehungsweise von den jeweiligen Verantwortlichen einer Religionsgemeinschaft zurückgenommen wird; wenn sie eben nicht zu einer religiösen Auseinandersetzung im Sinne einer politischen Machtdemonstration verwendet wird, die dann sehr rasch heftig bis ins Brutale hinein werden kann. Genau dies wird nicht im Sinne Gottes sein, weil es Leben eben nicht gelingen lässt.
Dies halte ich für die Basis des nächsten zentralen Satzes. „Die Würde den Menschen ist unantastbar.“, so beginnt der erste Artikel. Alles andere folgt daraus. Dieser Satz ist der Maßstab für alle weitere Gesetzgebung und alle weitere gesellschaftlichen Entwicklungen. Alle weiteren Artikel des Grundgesetzes und ihre Inhalte beziehen sich darauf und daran ist alle Politik und jedes Gesetzeswerk und alle Verordnungen zu messen. Daran misst sich jedoch auch das Wirken andere Akteure unserer Gesellschaft, seien es die in der Wirtschaft, in den Sozialsystemen und eben auch in den Religionsgemeinschaften. Ich halte es für ausgeschlossen, dass eine Religionsgemeinschaft dies nicht anerkennt, sie schließt sich aus einem so geprägten Rahmen für ein gelingenden Leben des Menschen aus.
Eine heilige Schrift – egal welche – kommt wohl erst dann zur Entfaltung und bringt ihre Wahrheit, Klugheit, Weisheit und auch Schönheit zum Ausdruck, wenn sie sich zurücknimmt beziehungsweise von den jeweiligen Verantwortlichen einer Religionsgemeinschaft zurückgenommen wird; wenn sie eben nicht zu einer religiösen Auseinandersetzung im Sinne einer politischen Machtdemonstration verwendet wird, die dann sehr rasch heftig bis ins Brutale hinein werden kann. Genau dies wird nicht im Sinne Gottes sein, weil es Leben eben nicht gelingen lässt.
All das, was das Grundgesetz formuliert, das Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen, die unantastbare Würde des Menschen und die Kataloge der Rechte und Pflichten dienen dem Wohl den Menschen wie auch der gesamten Gesellschaft. Ich bin überzeugt davon, dass dies auch ein Anliegen Gottes ist.
Mit dem Grundgesetz ist ein Gesellschafts-, Wirtschaft- und Sozialwesen entstanden, dass hochattraktiv ist. Das ist für diejenigen so, die hier seit Langem Leben. Das ist für viele so, die als Migranten aus anderen Kulturen zu uns kommen und kommen wollen. Oft ist dies mit Problemen und Herausforderungen verbunden.
Menschen, die nicht selbstverständlich mit den Rechten und Pflichten des Grundgesetzes aufgewachsen sind, die für sich genommen auch durchaus fordernd sind, haben ihre Schwierigkeiten mit der Verantwortung, die mit den Inhalten des Grundgesetzes verbunden sind. Auch ist es sicher nicht einfach, Vorstellungen der eigenen gelebten Kultur hinter sich zu lassen. Und doch: Dies wird zu einem gewissen Teil verlangt und durchgesetzt werden müssen, sollen die Werte des Grundgesetzes fortbestehen.
Uns sollte klar sein, dass unser Wohlstand und unsere Freiheit verbunden ist mit dieser Verfassung. Sie gehört zum Besten, was in der deutschen Geschichte erdacht und wirksam wurde. Wie gut wäre es, wenn wir gemeinsam sagen „Im Bewusstsein meiner Verantwortung vor Gott und den Menschen ist die Würde des Menschen unantastbar“ und daraus unser Leben und das unserer Gesellschaft gestalten. So gelingt eine ganze Menge!