Die Auferstehung Jesu Christi
Die Auferstehung Jesu Christi ist eines der größten Rätsel der Menschheitsgeschichte. Hat sie wirklich stattgefunden? War das Grab Jesu wirklich leer? Meistens ist dies eine Frage des Glaubens, aber auch der historischen Beweise. Dazwischen bewegt sich die Analyse.
Für andere ist die Auferstehung Jesu eine motivierende Form von Auferstehung im alltäglichen Leben, eine Auferstehung mitten im Alltag, wenn Lebensumstände dich niederdrücken.
„Manchmal stehen wir auf, stehen wir zur Auferstehung auf, mitten am Tage, mit unserem lebendigen Haar, mit unserer atmenden Haut.“, lautet ein Vers aus einem Gedicht von Marie Luise Kaschnitz.
Der Interpretation dessen, was die Auferstehung Jesu Christi bedeutet, ist vielerlei Raum für Spekulationen und persönliche Sichtweise gegeben – und jede scheint berechtigt.
Mich hat seit jeher die Frage beschäftigt: was war mit dem Körper von Jesus. Ist sein Körper mit ihm auferstanden? Oder ist Jesus IN seinem Körper auferstanden? Ist das überhaupt möglich? Und warum ist ein Verständnis darüber wichtig, was mit seinem Körper innerhalb der Auferstehung geschah? Im Sterbemoment selbst hat Jesus ebenso wie Stephanus während seiner Steinigung, seinen Geist in Gottes Hände zurückgeschickt – nicht seinen Körper oder seine Seele. Wieso taucht der Körper Jesu dann in der Auferstehung auf? Warum ist das wichtig?
Wenn ich im Folgenden dazu meine (aktuellen, der Prozess geht weiter) Überlegungen, Recherchen und Gedanken teile, möchte ich vorab darauf hinweisen, dass diese zutiefst laienhaft sind. Weder bin ich Theologin, noch habe ich eine anderweitige Expertise, die mich dazu berechtigen würde, mich fachlich dazu zu äußern. Es sind lediglich meine eigenen, ganz persönlichen Überlegungen, die einzig und allein auf meiner Neugier und Faszination für dieses Thema basieren – ohne jeglichen (u.a. wissenschaftlichen) Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit.
Der Körper Jesu
Wenn ich jetzt vom Körper Jesu spreche, dann meine ich wirklich sein menschliches Gewand, seinen materiellen Körper.
In der Forschung ist der Körper Jesu eher unterrepräsentiert. Lediglich einzelne Körperteile werden thematisiert, z.B. in einem Kantatenzyklus für die Passionszeit von Dieterich Buxtehude mit dem Titel Membra Jesu nostri patientis sanctissima (Die allerheiligsten Gliedmaßen unseres leidenden Jesus; BuxWV 75).
Der Kantatenzyklus basiert auf einem mittelalterlichem lateinischem Text, dessen sieben Teile den Körperteilen Jesu aufsteigend gewidmet sind: den Füßen, Knien, Händen, der Seite, der Brust, dem Herz und dem Gesicht. Der siebte Teil diente Paul Gehrhardt als Vorlage für das bekannte Kirchenlied »O Haupt voll Blut und Wunden«, in dem neben dem Haupt und dem Blut u.a. noch die Wangen, die Lippen, der Leib und der Mund Jesu genannt sind.
Generell scheint es so, als ob die Forschung davon ausgeht, dass Jesus Christus nicht mit allen Körperteilen auferstanden ist. So ist ein seltsamer Streit entstanden um Reliquien mit Blut, einem Zahn oder der Vorhaut Jesu (also Teilen, die potentiell nicht mit auferstanden und deshalb dem reliquiensammelnden Zugriff nicht entzogen worden sind, Anm. Verf.).
In der Bibel selbst gibt es auch nicht viele Stellen, in denen direkt auf den ganzen Körper von Jesus Bezug genommen wird. Generell soll sich der Körper Jesu in der Jungfrau Maria durch den Heiligen Geist „erschaffen“ haben. Eine weitere Stelle weist daraufhin, dass Jesus „Blut schwitzte“.
Aufhorchen ließen mich jedoch folgende Bibelstellen:
Lukas 9, 28-36
„Es geschah aber: Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen.„
Matthäus 17, 1-8
„Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.“
Das Antlitz Jesu veränderte sich oder wurde verändert. Im Gespräch mit der geistigen Welt zeigte sich Jesus leuchtend, erstrahlt und weiß – er „zeigte“ sich in seiner Herrlichkeit.
Die Bedeutung von Licht und das Erstrahlen des physischen Körpers ist in vielen Religionen und mythologischen Traditionen vorkommend.
Was sagt die Bibel selbst über die Auferstehung des Körpers?
Bekannt geworden sind diese als Jesuserscheinungen. Insgesamt soll Jesus mehrfach verschiedenen Jüngern einzeln oder in Gruppen erschienen sein. Maria aus Magdala gilt als erste, der sich der auferstandene Jesus gezeigt hat. Allen Erscheinungen ist gemeinsam, dass sie Jesus zunächst nicht erkannt hatten. Erst als er Worte an sie richte, erkannte Maria ihn an seiner Sprache. Andere erkannten ihn an seinem Handeln.
Es gibt keine konkreten Beschreibungen über die äußere Gestalt von Jesus Christus. Allerdings weist der Körper des auferstanden Jesus Christus alle Merkmal der Kreuzigung auf.
Dennoch bittet Jesus Maria aus Magdala darum, ihn nicht zu berühren, weil er noch nicht in den Himmel aufgefahren sei. Eine Szene, die unter dem Begriff Noli me tangere (Berühre mich nicht), in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Lediglich von seinem Jünger Thomas lässt er sich berühren, damit dieser seinen Unglauben überwinden kann.
Apropos Kunstgeschichte. Schaut man sich die Darstellung sowohl der Szene mit Maria von Magdala als auch die Himmelfahrt Jesu durch die verschiedenen Epochen an, wird Jesus durchweg mit physischem Körper gezeigt, mal mit Heiligenschein, mal ohne. In der Gestaltung von Salvador Dali steht der Zuseher direkt unter den beiden Füßen von Jesus Christus und blickt aus der Froschperspektive auf die Himmelfahrt – eine sehr plastische Darstellung.
Vor einigen Jahren besuchte ich eine Ausstellung des Videokünstlers BILL VIOLA in Hamburg. Unter dem Titel „Tristan’s Ascension“ war eine Videoinstallation zu sehen, in der ein weiß gekleideter Mensch wie leblos auf einer Art Podest liegt. Unmengen von Wasser prasseln auf den Körper ein – allerdings nicht von oben, sondern von unten, wie aus der Erde kommend. Minutenlang kann man diesem Geschehen auf einer riesigen, vertikalen Leinwand zuschauen.
Plötzlich bäumt sich die liegende Person auf und wird von dem entgegengesetzten Regen förmlich in den Himmel getragen. Fast bis unter die Decke der Hamburger Deichtorhalle reichend – und verschwindet dann aus dem Bild. Die Tropfen versiegen, bis nur die glitzernde Platte auf dem nassen Boden zurückbleibt.
Physikalisch ist es also gar nicht so einfach, den physischen Körper anzuheben und die Schwerkraft zu überwinden. Wenn Jesus also mit seinem Körper oder einer äußeren Hülle, die seiner physischen Erscheinung ähnelte, auferstanden ist – wie ist das möglich?
Die Jünger haben Jesus „im Licht“ gesehen (Lukas 9). Maria Magdalena sollte ihn nach seiner Auferstehung nicht berühren. Der ungläubige Thomas indessen durfte seine Finger in die Wunden des auferstandenen Jesus Christus legen.
Ob Jesus nun mit seinem irdischen physischen Körper oder einem „neuen“ Körper auferstanden ist, bleibt ein Mysterium und eine Glaubensfrage. Fakt ist für mich – die Auferstehung von Jesus Christus sprengt alle Grenzen. Die Überwindung aller irdischen Gesetze, natürliche wie physikalische – im Materiellen wie im Immateriellen. Im Geistigen ebenso wie im Geistlichen.
Wir sind Menschen. Und wir bestehen aus Körper, Geist und Seele. Um alles balanciert und im Einklang miteinander verwirklichen zu können, dürfen wir unser Verständnis davon allerdings erweitern. Unser Leben beginnt nicht mit der Geburt unseres physischen Körpers und endet nicht mit dem Tod des physischen Körpers.